Preisträger der Ökofilmtour 2021
Zukunftsfilmpreis
(dotiert mit 5.000 Euro von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde)
"Auf dem Trockenen – Der neue Kampf ums Wasser" Reportage – Deutschland 2020 Autoren / Regie: Nico Schmolke und Constantin StüveKamera: Matthias Neumann, Arne Jannsen u. a.
Redaktion: Anne Kathrin Thüringer, Ute Beutler (rbb)
Schnitt: Ingo Röske
Produktion: Günter Thimm, Victoria Hoffmann (rbb)
Begründung der Jury:
Bei einem Film mit dem Anspruch, auf die Notwendigkeit von nachhaltiger Entwicklung hinzuweisen, wird im seenreichen Brandenburg wohl kaum einer an Wassermangel denken. Doch der Klimawandel lässt genau das für die Zukunft befürchten. Deshalb haben zwei Filmemacher diese Ressource für den rbb untersucht. Dieser Film kommt mit sehr gut recherchierten Beispielen, die den Zuschauer erschrocken beim Aufdrehen des Wasserhahns oder der Toilettenspülung innehalten lassen. Denn die Grundwasserstände in Brandenburg sinken flächendeckend. Flüsse, Seen und Moore trocknen aus, Landwirte bangen um ihre Ernten. Umweltschützer fordern Entnahmestopps. Der Film zeigt aber auch überzeugende Lösungsansätze für die Zukunft. Er verdient dafür den von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ausgelobten Zukunftsfilmpreis.
Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm(dotiert mit 5.000 Euro von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg)
"Das Festmahl der Tiere" Dokumentarfilm – Deutschland 2020Buch / Regie: Daniela Pulverer, Boris Raim
Kamera: Klaus Scheurich
Schnitt: Marlon Wilson
Musik: Oliver Heuss
Tondesign: Oliver Engelhardt
Produktion Annette Scheurich Marco Polo Film AG
Begründung der Jury:
Wenn man „Naturfilm“ hört, denkt man sofort an schöne Bilder von Tieren und Pflanzen, erstaunliche Aufnahmen von Flora und Fauna auf Wiesen, in Wüsten oder in den Lüften. Die Opulenz der Bilder und die Freude daran machen Naturfilme zu einem gern gesehenen Genre. Hier ist es gelungen, das Genre neu zu definieren: In diesem Film geht es um den Tod und darum, wie die Körper verendeter Tiere andere Waldbewohner anziehen und zur Lebensgrundlage vieler Organismen werden. Bildgestalterisch beeindruckend, trägt vor allem das Tondesign zur faszinierenden Atmosphäre des Films bei. Mit großem Witz und gleichzeitigem Feingefühl wird die Schönheit der Natur dort entdeckt, wo wir Menschen normalerweise wegschauen. Hineingezogen werden wir in eine summende, kriechende und wachsende Welt, die ihren Blick auf den Tod verändert. Horst Stern könnte sich bestimmt darüber freuen.
Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung
(verliehen durch die Deutsche Umwelthilfe e.V.)
Autoren / Regie: Julia Friedrichs, Fabienne Hurst, Andreas Spinrath u.v.a.
Kamera: Nicolai Mehring, Fred Schirmer, Johannes Obermeier
Schnitt: Elisabeth Raßbach
Redaktion: Nicole Kohnert, Nicole Ripperda (WDR)
Produktion: Bildundtonfabrik Köln für das WDR-Projekt „Docupy“
Begründung der Jury:
Am Rande von Köln liegt das größte private Baugebiet Deutschlands, eine monokulturelle Siedlung für die obere Mittelschicht: Widdersdorf mit mehr als 10 Tausend Einwohnern. Die meisten sind neu hergezogen. Direkt daneben grillen alteingesessene Kölner und sehen ihre Geschichte, ihre Kultur, ihre Identität bedroht. Beide Seiten reden kaum miteinander, sind einander fremd. Was bedeutet dieser Begriff: Heimat? Wen schließt er ein, wen aus? Gibt es eine Heimat Europa oder dafür nur die Nation, nur das Lokale? Als Gegenbild sind in Anklam, Mecklenburg-Vorpommern, Reporter mit jungen Rückkehrern im Gespräch. Auch hier Angst und Abwehr der Fremden als Boden, auf dem Rechtsaußen-Kulturen gedeihen. Die Jury war davon beeindruckt, wie das Thema „Heimat“ in diesem Film unvoreingenommen und in seiner ganzen Vielschichtigkeit durchdacht, erzählt, analysiert wird, ein brillanter Diskussionsanstoß.
Preis der Landeshauptstadt Potsdam für den besten Film zum Klimaschutz
(dotiert mit 5.000 Euro von der Stadt Potsdam)
Autoren / Regie: Henry M. Mix, Boas Schwarz
Kamera: Boas Schwarz, Vladimir Filippow u. a.
Schnitt: Mirco Tribanek
Redaktion: Ralf Fronz (MDR)
Produktion Henry M. Mix, Altayfilm für den MDR
Begründung der Jury:
Ein Film über die Auflösung von Ökosystemen im fernen Sibirien mit Bildern, die belegen, was wir schon aus den Nachrichten über Kipp-Punkte des Klimawandels wissen, aber so noch nie gesehen haben: Die russische Arktis wird als wahrer Schmelztiegel präsentiert, der Permafrost taut und reißt gewaltige Canions in die Landschaft, in denen nicht nur alte Mammutknochen sondern auch ein 35.000 Jahre alter Virus freigelegt wurde. Was er verursachen könnte, lässt uns in der Corona-Pandemie geradezu den Atem stocken. Betroffen sind die Ureinwohner, das Volk der Lenzen. In immer wärmeren Wintern beeinträchtigt das „dünne Eis“ nicht nur die Wanderrouten für Nahrung der Rentiere über den zugefrorenen Fluss Ob, sondern könnte auch als Metapher für die weltweite Klimakatastrophe „Menschheit auf dünnem Eis“ heißen. Die Jury möchte diesen Film mit dem Preis der Landeshauptstadt Potsdam für den besten Klima-Schutz-Film würdigen.
Preis für die beste künstlerische Leistung
(dotiert mit 5.000 Euro vom Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz e.V.)
Regie: Arkadij Khaet, Mickey Paatzsch
Drehbuch: Arkadij Khaet, Merle Teresa Kirchhoff
Kamera: Nikolaus Schreiber
Schnitt: Tobias Wieduwilt
Musik: Andreas Skandy,Nikolas Altmannsberger
Produktion: Christine Duttlinger, Ludwig Meck, Lotta Schmelzer
Filmakademie Baden-Württemberg für SWR, ARTE
Begründung der Jury:
Der Film von Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg, ganz im Zeitgeist einer oft falsch verstandenen political correctness, ist wie seine Macher jung, frech und will provozieren. Das gelingt ihm gut durch den sympathischen Hauptdarsteller (Alexander Wertmann) und die Art, wie er immer wieder aus der Fiktion heraustritt und die Handlung ironisch kommentiert. Es geht um Antisemitismus und spart die Last der Geschichte nicht aus. Schnelle Schnitte, Textbotschaften wie aus Comics und ein gelungener Humor - der Film beeindruckt wegen seiner klaren Botschaft. Ein wahrer Cocktail an „Umweltproblemen“ des jüdischen Lebens bei uns und für die Verbesserung des „Klimas“ an Schulen. Denn Jugend ist die Hälfte des Publikums der Ökofilmtour. Der Preis für die beste künstlerische Leistung wurde auch von der Jugendjury empfohlen.
Bester Kinder- und Jugendfilm
(dotiert mit 5.000 Euro von der Rheinsberger Preußenquelle GmbH)
Autorin / Regie: Kathrin Pitterling
Kamera: Boris Fromageot, Patrick Mikulski u.v.a.
Schnitt: Alexander Fisch
Musik: Olafur Arnalds, Nils Frahm
Redaktion: Rolf Bergmann (rbb), Jutta Krug (WDR)
Produktion: Magis TV, Pitterling Filmproduktion,
Günther Thimm (rbb) für WDR, BR, MDR, NDR, SWR
Begründung der Jugendjury der 16. Ökofilmtour, die auch die Auswahl traf:
Wir möchten für diesen Dokumentarfilm über unsere Bewegung danken. Er hat uns berührt und ermutigt, weiter für das 1,5 Grad Ziel zu kämpfen. Eine soziale Bewegung so realistisch, über eine so lange Zeit und mit so vielen Protagonisten zu porträtieren, muss sehr aufwendig sein. Grade deswegen sind wir erstaunt, wie tief Ihr Euch in die Materie eingearbeitet habt und wie Ihr so wertungsfrei und gleichzeitig mit Hochachtung so viele Aktivisten porträtieren konntet. Es ist Euch, so finden wir, wunderbar gelungen, das innere Chaos von Fridays for Future, die dazugehörige Lebendigkeit und die Angst darzustellen, so gut, dass mit ihm die Bewegung erklärt wird. Die Dokumentation wirft Fragen auf über soziale Bewegungen im Allgemeinen und beschreibt ihre Komplexität konkret an diesem einen Beispiel. Euer Film macht uns Mut, und hilft uns, einander besser zu verstehen. Dankeschön!