Hitzestress im Mittelmeer - Ökosystem in Gefahr
Das Mittelmeer ist nicht nur eines der beliebtesten Urlaubsziele der Welt, es beherbergt auch zehn Prozent aller Arten von Lebewesen. Doch Tourismus, Klimawandel und Industrie gefährden dieses einzigartige Ökosystem.
Der Zustand ist alarmierend: Das Mittelmeer erwärmt sich um 20 Prozent schneller als der weltweite Durschnitt. Im Sommer erreicht es teils Rekordtemperaturwerte von fast 30 Grad. Auch der pH-Wert des Wassers sinkt schneller als in anderen Meeren – eine Gefahr für viele Lebewesen.
Mit zunehmender Wassertemperatur werden die Bedingungen für Bakterien und Viren besser, welche vor allem eine Gefahr für die Austernindustrie darstellen: Immer wieder kommt es zu Massensterben von Milliarden Jungaustern. Besonders dramatisch sind Hitzewellen. Frédéric Gazeau vom Institut de la Mer in Villefranche warnt: „Viele Arten haben eine Wärmetoleranz, die auf etwa 25 bis 28 Grad begrenzt ist. Wenn die Wassertemperatur mehrere Wochen lang über diesen Wert hinausgeht, werden wir mit Sicherheit eine hohe Sterblichkeitsrate bei diesen Organismen haben.“ Dazu kommt die chemische Veränderung: Kommt CO2 mit Wasser in Kontakt, entsteht Kohlensäure, die den pH-Wert des Wassers senkt. Wird das Wasser saurer, schadet dies besonders den Meeresbewohnern, die Kalkschalen bilden – wie Muscheln und Flügelschnecken.
Doch es gibt auch Hoffnung: Am Laboratoire d’Océanograhie an der Côte d’Azur wird erforscht, inwieweit Seegras dazu beitragen kann, das Klima zu regulieren und die Umweltveränderungen in den Meeren abzumildern. Eine zentrale Rolle spielen außerdem Meeresschutzgebiete, wie das etwa 90.000 Quadratkilometer umfassende Pelagos-Schutzgebiet im Mittelmeer, das eine bemerkenswerte Vielfalt an Wal- und Delfinarten beheimatet.